Kann Nähe Leben retten?

Dass Nähe wichtig für das Wohlbefinden, die Entwicklung und das Schutzbedürfnis von kleinen Kindern ist, ist keine neue Erkenntnis. Bereits in den 1960er-Jahren wusste man, dass Hautkontakt wichtig für die Gesundheit des Kindes ist. Dies inspirierte Björn zur Entwicklung der Babytrage, damit es leichter wird, die Nähe zwischen Babys und Eltern zu schaffen. Aktuelle Forschungsergebnisse weisen nun darauf hin, dass Hautkontakt eine größere Rolle spielen kann, als man bislang dachte, und sogar das Leben von hunderttausenden frühgeborenen Babys retten kann.

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Neue Untersuchungen über die Effekte von Nähe

Gegenwärtig untersucht eine Forschergruppe, ob Hautkontakt direkt nach der Geburt das Leben von frühgeborenen Babys retten kann. Das Projekt ist eine internationale Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Krankenhäusern auf der ganzen Welt, darunter dem Karolinska-Institut in Stockholm. Die WHO und die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung unterstützen die Studie zusammen mit verschiedenen Sponsoren. BabyBjörn hat sich an der Finanzierung der Anfangsphase beteiligt. Um eine möglichst breite Perspektive zu bekommen, wird die Studie in Ländern mit niedrigem, mittlerem und hohem Einkommensniveau durchgeführt, darunter Malawi, Tansania, Südafrika, Nigeria, Ghana, Indien, Vietnam, Norwegen und Schweden.

Gesundheitsfördernder Hautkontakt

Dafür, dass Hautkontakt die Gesundheit von Babys fördert, gibt es starke Belege. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Hautkontakt eine positive Auswirkung auf die kurz- und langfristige Gesundheit und Entwicklung der Kinder hat, aber auch auf das Wohlbefinden der Eltern. Bei Babys hat Hautkontakt unter anderem positive Effekte auf den Herzrhythmus, die Atmung und das Sauerstoffaufnahmevermögen. Hingegen gibt es noch keine Untersuchungen über eventuelle Effekte des Hautkontakts mit dem Baby unmittelbar nach der Geburt. 

Gesundheitsfördernder Hautkontakt
Heute überleben mehr Kinder

Wenn ein Kind zu früh geboren wird, nimmt man das Baby häufig direkt von der Mutter weg und legt es in einen Brutkasten. Auch in Ländern, in denen moderne medizinische Geräte fehlen, ist es üblich, Neugeborene von der Mutter zu trennen. Babys, die mit einem sehr geringen Körpergewicht geboren werden, haben ein sehr hohes Sterberisiko.

Es ist üblich, Neugeborene von der Mutter zu trennen.

Die Sterblichkeit bei Kindern unter fünf Jahren ist in den vergangenen Jahren weltweit gesunken, doch hat sich keine Verbesserung bei den etwa 1,7 Millionen Kindern gezeigt, die jedes Jahr während der ersten drei Lebenstage sterben. Das Forschungsprojekt möchte daher die Effekte des Hautkontakts für Kinder mit einem sehr niedrigen Geburtsgewicht untersuchen. Dabei werden die unmittelbaren Effekte der Methode untersucht, aber es werden auch die langfristige Gesundheit und Entwicklung der Kinder sowie die Effekte auf das Stillen und die Bindung erfasst.

Können zu früh geborene Kinder durch Nähe gerettet werden?

Frühere Studien über Hautkontakt mit Neugeborenen in Simbabwe, Südafrika und Vietnam geben Anlass zur Hoffnung, dass die Zahl der Frühgeborenen, die überleben, beträchtlich steigen könnte und möglicherweise hunderttausende Kinder pro Jahr gerettet werden könnten. Mit dieser neuen Untersuchung soll auch nachgewiesen werden, wie ein früher Hautkontakt klare Vorteile für Gesundheit und Entwicklung auch in reichen Ländern schaffen kann, in denen Frühgeborene normalerweise im Brutkasten gepflegt werden.

Es können möglicherweise hunderttausende Kinder pro Jahr gerettet werden.

Das sind heute bahnbrechende Gedanken, die neue Wege für die Geburtshilfe – nicht zuletzt in armen Ländern – eröffnen könnten. Für uns, denen die Nähe zwischen Eltern und Kindern immer besonders wichtig war, ist es äußerst spannend zu hören, dass Nähe manchmal Leben effektiver retten kann als Maschinen.